Sommerfestspiele auf der Burg Sonnenberg
3 Wochen Kultur-Match vom 10. Juni bis zum 01. August. Die Sommerfestspiele auf Burg Sonnenberg gehören seit 2014 zum Wiesbadener Sommer einfach dazu wie Pistazie kugelförmig in die Waffel. Im letzten Jahr wartete das historische Gemäuer Sonnenbergs vergebens auf die bunte Schar von Theatermachern. Auf Getrappel und Gebabbel. Niemand ließ sich blicken. Pandemie statt Euphorie. 2021 war wieder alles anders.
Freie Theater zeigen was Hessen drauf hat
12 Ensembles aus ganz Hessen und darüber hinaus begeisterten das Publikum. Ob Tango oder Wagner. Nacktputzer (Akzent-Theater) oder Detektiv Paul Temple (hr2-RadioLiveTheater). Ob Laurel & Hardy (Theatrium Steinau)… ob Shakespeares Sämtliche Werke (West Side Theatre, Darmstadt). Ob Gestiefelter Kater, Burlesque (Salty Sisters) oder „Weibsbilder“ (Karola Pavone & Nadine Schuster) am ersten echten Klavier im Burggarten. Komödie! Puppenspiel! Poetryslam! Livehörspiel! Evergreens! Alles und für jeden etwas dabei.
Düstere Aussichten
Trotz düsteren Prognosen von Google, Amazon, Apple & Co mit einer Regenwahrscheinlichkeit von bis zu 100 % sah, die Wirklichkeit auf der Burg ganz anders aus: Keine 15 min Schauer gab bei es 28 Aufführungen. So blieben die meisten mitgebrachten Regencaps unbenutzt in den Handtaschen.
Hygienekonzept durchweg positiv getestet
Es waren Tage mit Gesicht. Mit Frischluft für Lunge und Hirnzelle. 3.500 Zuschauer lachten befreit. Schmunzelten oder zerrten begeistert an ihren liebevoll mit Kabelbindern zwangsverbundenen Stühlen. Denn aufgrund eines ausgeklügelten Hygienekonzepts wurde die Stuhlreihung jeder Vorstellung individuell angepasst und man wurde wie in den feinen Häusern gesetzt. Aerodynamische Belüftung und das Girren der gurrenden Taube inbegriffen: Einfach eine unvergleichliche Atmosphäre. Seufzen bei ewig jungen Liedern der ewig jungen Sabine Gramenz im Vorprogramm. Sinnliche Hitze beim Tango (Duo Concertante). Schmachten beim bunten Liederbogen von Volkslied bis Konstantin Wecker (Theaterhaus Frankfurt). Nach einem satirischen Wagner-Abend (Theater mittendrin) war kaum mehr eine Steigerung möglich. Doch: Schlapplachen mit und über Alice Hoffmann und Bettina Koch.
Viel besser als Flachbildglotze
Die extravagante Schuhmode des Gestiefelten Katers (Eigenproduktion kuenstlerhaus43) hatte sich übrigens in Schulen & Kindergärten so herumgesprochen; dass mehrere Sondervorstellungen angesetzt werden mussten. Ein schmächtiger Junge kicherte mit leuchtenden Augen: „Das ist ja viel besser als Fernsehgucken.“ Mehr kann man dazu eigentlich kaum sagen. Mit diesem Lob haben sich die schlaflosen Nächte und Tage im stetigen Ausnahmezustand für alle Künstler*innen, Helfer*innen und die Veranstalter vom kuenstlerhaus43 (TiP Theater im Palasthotel) hundertfach gelohnt.