Beeindruckender Abend rund um Porträtfotografie im theater kuenstlerhaus43 im Palast. Intendant Wolfgang Vielsack begrüßte das Publikum mit Ukulele vor dem Palasthotel. Bei der Ausstellung „Ungeschminkt“ kam man nur ohne MakeUp an ihm vorbei. Kajalstifte oder sogar LipGloss wurden konfisziert. Eine lange Menschenschlange drängte sich im Foyer, um Menschen zu sehen, ganz normale Menschengesichter auf Leinwände gedruckt, von Beruf Schauspieler*in. Eigentlich Anna Nullachtfünfzehnbürgers oder Otto Normalverbrauchers, die durch wenige Pinselstriche der Maskenbildnerin Melanie Krombach abrupt zu Napoleon, Kleiner Prinz oder zum Hausgeist mutierten: Der Mensch von nebenan… plötzlich mit einem anderen Gesicht und einer fremden Seele.
Die Laudatio hielt Sabine Hampel, ehemalige Redakteurin beim SWR. Sie veröffentlichte vor einigen Jahren zusammen mit der Wiesbadener Fotokünstlerin Monika Werneke das Buch „Wiesbadener Charakterköpfe“, welches Gesichter nicht im Scheinwerferlicht der Schickimicki-Kultur zeigt, sondern einfach nur Menschen. Mit dieser Vorgeschichte erwies sie sich als perfekte Rednerin.
Die Fotografin Monika Werneke arbeitet seit fast 49 Jahren in Wiesbaden und die meisten der Vernissage-BesucherInnen hatte sie bereits vor ihrer Linse. Auch Fotos des kürzlich verstorbenen Mäzens und Charakterkopfs Reinhard Faust schauten den Betrachter mit freundlichen Augen an. Jahrelang war Reinhard Faust Mäzen der Theatermacher und öffnete sein Privathaus in der Oberen Webergasse für Künstler.
Die etwa 80 BesucherInnen erlebten neben der Vernissage spannende Live-Acts der Maskenbildnerin Melanie Krombach. In 30 Minuten kreierte sie aus dem seriösen Barkeeper Oscar die umwerfende Bardame Oscarina. Das Publikum erlebte die Verwandlung hautnah mit: angeklebte Wimpern, toupierte Haare und jede Menge Farbe… Unter großem Applaus für diese Meisterleistung der Friseurin & Visagistin Krombach fing Monika Werneke die „junge Dame“ auf Fotopapier ein.
Zeitrafferfilme vom Theatermulitmedientalent Moritz Lienenlüke präsentierten den gestalterischen Wandlungsprozess vom Menschen zum Künstler.
„Ein rundum gelungene Vernissage“, resümierte Hausherrin Susanne Müller nach gut drei unvergesslichen Stunden, in denen Menschen Menschen begegneten, so wie sie am schönsten sind: ungeschminkt. Wahrhaftig.
Hier ein paar Schnappschüsse vom Abend: