Hier finden Sie den Artikel im Wiesbadener Kurier vom 10.Oktober 2025.

Künstlerhaus 43 sucht Bleibe, was kostet das die Stadt?
Von Birgitta Lamparth
WIESBADEN . Theater in wechselnden Räumen ist ihre Spezialität. Dabei wurde früher meist das gesamte, von Susanne Müller und Wolfgang Vielsack betriebene Künstlerhaus 43 in der Oberen Webergasse genutzt. Ursprünglich war vorgesehen, dass das alte Arbeiterhaus im Bergkirchenviertel saniert und zu einer größeren Bühne umgebaut wird. Ein Gebäude freilich, das der Stadt gar nicht gehört. Und auch nicht gehören wird: Die Pläne scheiterten.
Sanierung des Palasthotels – und neue Alternativen
Und auch aus dem Interimsquartier Palasthotel muss das Künstlerhaus 43 – der Name ist geblieben – bis Mitte 2026 ausziehen, weil der zur städtischen Wohnbaugesellschaft GeWeGe gehörende Komplex saniert werden soll. Zwischenzeitlich war das Untergeschoss des repräsentativen Gebäudes der Casinogesellschaft im Gespräch. Die Räume müssten allerdings aufwendiger umgebaut werden, heißt es. Und nun? Vielsack hat in einem Beitrag dieser Redaktion von einem Angebot in den bereits leer stehenden Räumen des ehemaligen Restaurants Sausalitos in der Goldgasse berichtet, wo vorher unter anderem das Coyote Café und davor die Buddha Bar waren.
Das Gebäude würde sich bestens eignen, so Vielsack in dem Betrag. Sowohl hinsichtlich der Lage, als auch der Raumaufteilung. Ein entscheidender Nachteil aber ist: Das Haus gehört nicht der Stadt, sondern einem privaten Besitzer – wodurch die Miete nicht an eine städtische Gesellschaft geht. Nun müssen die Stadtverordneten bei den aktuellen Haushaltsberatungen entscheiden, ob und wie es in der Sache weitergeht.
Gebäude war schon mal für Kultur im Gespräch
Das Gebäude in der Goldgasse sei schon einmal für Kultur im Gespräch gewesen, erinnert der Wiesbadener Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk: damals, als das Hinterhaus aus der Karlstraße umziehen sollte. „Das gehörte zu der Zeit dem Immobilienmogul Jürgen Schneider.“ Bekanntlich wurde aus dem Hinterhaus stattdessen im Nerotal dann das Thalhaus. Aktuell habe er das Gebäude in der Goldgasse wieder besichtigt, so Funk: „Man kann sich das mit einer räumlichen Anpassung gut vorstellen.“ Generell sei die Stadt aber „natürlich nicht verpflichtet, dem Künstlerhaus 43 eine neue Spielstätte hinzustellen“. Laut Auftrag von der Stadtverordnetenversammlung ans Kulturamt soll es nur bei der Suche nach einem neuen Standort unterstützt werden.
Zu Vielsacks Aussage, dass doch mal eine Million Euro als Planungsmittel für die ursprüngliche Spielstätte in der Oberen Webergasse eingesetzt gewesen seien – von denen nur ein Teil an den Umzug der VHS in die Innenstadt gehen würde – meint Funk: „Die bisherigen Planungen hatten damals dort natürlich Geld gekostet. Wenn die VHS 2026 umzieht, gehen von dem Übrigen 550.000 Euro dafür ab – und dann bleibt nur noch ein Rest übrig. Dieser Betrag steht momentan für einmalige Umbauten zum Theater im Plan.“ Aber klar sei: Wenn aus dem Palasthotel ausgezogen werden muss, werde die Miete andernorts höher. Deshalb habe man im neuen Haushalt für das Künstlerhaus einen zusätzlichen Betrag von 200.000 Euro in den sogenannten „Weiteren Bedarfen“ in Stellung gebracht. Ob dieses Geld genehmigt wird, sei Sache der Stadtverordnetenversammlung.
Wie wird das Künstlerhaus 43 überhaupt von der Stadt finanziell unterstützt? Die freie Bühne erhalte einen institutionellen Zuschuss in Höhe von rund 204.000 Euro. Davon gehe auch die Miete ab. „Der Zuschuss orientiert sich ja an den kompletten Geschäftsausgaben, in denen natürlich auch die Mieten enthalten sind. Insofern zahlen wir die Miete nicht, aber die Miethöhe ist auch ein Faktor, der in die Entscheidung einfließt, in welcher Höhe ein institutioneller Zuschuss veranschlagt wird.“ Der laufende institutionelle Zuschuss für das Künstlerhaus 43 liege für 2025 bei jenen 204.200 Euro.
Um das festzulegen, gibt es ein bestimmtes Prozedere: Vor der Veranschlagung des Zuschusses müssen die Einrichtungen einen Antrag erstellen und einreichen, „dies geschieht schon im jeweiligen Vorjahr“, erläutert der Kulturamtsleiter. Dieser Antrag beinhaltet eine finanzielle Kalkulation mit allen voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben. „Wir prüfen diesen Antrag, schreiben hierzu eine Einschätzung und legen dies dann – seit 2023 einem unabhängigen Fachkuratorium vor. Diese wiederum geben, aufgrund des Antrags und unserer Einschätzung sowie deren interner Diskussion, eine Empfehlung ab, die wir dann der Stadtverordnetenversammlung vorlegen. Diese trifft – basierend auf diesen Informationen – dann die finale Entscheidung.“ Für den Haushalt 2026 steht diese Entscheidung bis November an.
Bis es so weit ist, besinnt sich das Künstlerhaus 43 rechtzeitig vor den Beratungen auf seine Basisqualitäten: Theater in wechselnden Räumen. „Die Feuerzangenbowle“, einer der bekanntesten deutschen Filmklassiker, kommt jetzt mit Unterstützung durch das Citymanagement an drei Terminen als interaktive Inszenierung ins Historische Fünfeck: am Donnerstag, 16. Oktober, wie auch am Freitag, 17. Oktober, und Donnerstag, 23. Oktober. Abgerundet werde das Event durch den Wiesbadener Knabenchor unter der Leitung von Roman Twardy.
Die Besucherinnen und Besucher erleben das Stück an besonderen Orten der Innenstadt: im Innenhof des Hotels Schwarzer Bock, im Saal des Justizministeriums und im Innenhof des Palasthotels. Dabei sollen die Gäste direkt in das szenische Geschehen einbezogen werden: „Wer möchte, darf auch selbst im Frack, mit Knickerbockerhosen oder Zylinder erscheinen – das ist natürlich keine Voraussetzung“, lassen die Veranstalter verlauten. Ein kostenloser Shuttleservice mit den Wiesbadener Touristikbahnen Thermine und Lili verbindet die Spielorte. Der Eintritt ist frei. Deshalb ist die Anzahl der Plätze begrenzt. Eine Anmeldung per E-Mail an feuerzangenbowle@kuenstlerhaus43.de ist erforderlich.