Geburtstag oder Trauerfeier ?
Wiesbaden. Rund 150 Gäste feierten am 5. Dezember 2025 im Palasthotel am Kranzplatz das 20-jährige Bestehen des kuenstlerhaus43. Freunde, Förderer, Kunstschaffende, Ehrenamtliche sowie Vertreter aus Politik und Kultur waren der Einladung des Intendantenduos Susanne Müller und Wolfgang Vielsack gefolgt.
Im Foyer erinnerten Plakate, Presseartikel und Produktionsfotos an zwei Jahrzehnte freies Theater in Wiesbaden – von frühen musikalischen Abenden bis zu rund 500 realisierten Projekten. Besucher konnten Grußbotschaften hinterlassen, viele davon dankbar, manche auch sorgenvoll angesichts der ungewissen Zukunft des Hauses.
Der amtierende Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, der nicht persönlich anwesend sein konnte, würdigte das kuenstlerhaus43 in einem Grußwort:
„20 Jahre kuenstlerhaus43 – das heißt: 20 Jahre Mut, Kreativität und die feste Überzeugung, dass Kultur auch dort wachsen kann, wo niemand sie erwartet. Sie haben aus einem kleinen Haus einen großen Ort gemacht: für Geschichten, für Begegnungen, für all die ‚unmöglichen‘ Momente, die unsere Stadt reicher machen. Wiesbaden wäre ohne das kuenstlerhaus43 ein Stück weniger lebendig, weniger überraschend, weniger warmherzig. Auf die nächsten 20 Jahre!“
Gleichzeitig überschattete die Jubiläumsfeier eine ernste Frage: Der Mietvertrag für die Interimsspielstätte im Palasthotel endet im August 2026. Eine dauerhafte Lösung ist bislang nicht in Sicht. Theaterleiter Wolfgang Vielsack äußerte sein Bedauern darüber, dass sich die Stadtpolitik gegen eine alternative Spielstätte in der Goldgasse entschieden habe.
Auf der Bühne sorgte das Reno Meno Duo für musikalische Begleitung. Ehrenamtliche betreuten Buffet und Gäste. In einer improvisierten Jubiläumsansprache blickten Müller und Vielsack auf die Anfänge zurück, auf Unterstützer, Weggefährten und die vielen Menschen, die das Haus geprägt haben. Ein sichtbares Zeichen dieser Verbundenheit setzte eine Installation mit über 1000 Namen aller Mitwirkenden aus 20 Jahren Theaterarbeit.
Ehemalige FSJ-ler, Praktikanten, Schauspieler und Musiker nutzten die offene Bühne für kurze Beiträge, Erinnerungen und künstlerische Einlagen. Eine knapp anderthalb Meter lange Jubiläumstorte bildete den kulinarischen Abschluss.
Zwischen Gratulationen und Umarmungen blieb die zentrale Frage des Abends offen: War es ein Jubiläum – oder bereits ein Abschied? Das kuenstlerhaus43 hat Wiesbadens Kulturlandschaft zwei Jahrzehnte lang geprägt. Wie es weitergeht, ist nun eine kulturpolitische Entscheidung.
