Wiesbadener Kurier 19.06.2017 von Julia Anderton
Es ist ein lauer Sommerabend, doch die kleine Menschentraube neben dem Kiosk am Kranzplatz hat nichts mit einem Ansturm auf kühle Getränke zu tun. Die erwartungsvollen Blicke richten sich vielmehr auf eine unscheinbare Eingangstür direkt neben dem Tattoo-Studio, die einige Augenblicke später aufschwingt: Wolfgang Vielsack begrüßt jeden Wartenden persönlich, (…) zu der nicht-öffentlichen Probe der diesjährigen Sommerfestspiele (…) im Palasthotel (…) Hier wird seit einigen Wochen (…) sowohl das diesjährige Kinderstück „Pinocchio“ als auch die Abendproduktion „Die Drei von der Tankstelle“ einstudiert. Vorbei an einer aufblasbaren Plastikpalme (…) bekommt jeder Zuschauer einen Klappstuhl in die Hand gedrückt (…) In den ehemaligen Speiseräumen des Palasthotels findet die Gesprächsrunde mit den kuenstlerhaus43-Machern Susanne Müller und Wolfgang Vielsack sowie Regisseurin Uta Kindermann statt (…) Uta Kindermann (…) betrachtet die Hauptmotive der diesjährigen Produktion – nämlich Freundschaft und Liebe – keineswegs als von der Zeit überholt: „Ich freue mich, den Zuschauern eine Geschichte zu erzählen, über die sie sagen ‚Wir haben gelacht, wir haben nachgedacht.’“ (…) die Besucher (…) bewundern (…) die lichtdurchfluteten Räume unter dem Glaskuppeldach, die noch immer die Grandezza vergangener Zeiten ausstrahlen, wenn Kurt (Patrick Twinem) in Blaumann und Blümchen an der Mütze mit seiner Angebeteten Lilian (Christina Stephan) „Hallo, Du süße Frau, fahr’ nicht allein“ trällert und das Benzin gemütlich per Hand zapft, fügt sich die Szene aus dem 30er-Jahre-Filmklassiker „Die Drei von der Tankstelle“ mit Heinz Rühmann, Lilian Harvey und Willy Fritsch so perfekt in das historische Ambiente, (…)
Ebenso „Pinocchio“ für Kinder ab vier Jahren, dessen Darsteller im Palasthotel zeigen, wie sich die naive Holzpuppe (Florian Gierlichs) vom durchtriebenen Fuchs (Theresa Faßbender) und der plumpen Katze (Patrick Twinem) in die Falle des fiesen Zirkusdirektors (Oliver Lemki) locken lässt. „Das Stück zeigt, was passiert, wenn man lieber Abkürzungen nimmt“, erklärt Wolfgang Vielsack, der die berühmte Geschichte des italienischen Autors Carlo Collodi um Holzschnitzer Geppetto und seine sprechende Marionette behutsam bearbeitet und mit allerlei lokalen Anspielungen nach Wiesbaden versetzt hat.
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Die Drei von der Tankstelle im ehemaligen Speiseraum_WK-19.06.2017