Helena in der kleinen Konditorei

Wiesbadener Kurier 4.08.2015

von Dr. Viola Bolduan

Burgfestspiele Wiesbaden – Die Rolle der elf Chansons in „Ein Sommernachtstraum“ – frei nach Shakespeare
„Was kann der Zettel denn dafür, dass er so schön ist?“ (…) da das Shakespeare-Stück „Ein Sommernachtstraum“ auch Zettels, des schauspielernden Handwerkers, Traum ist, darf er sich, schlackernd mit seinen Eselsohren, wenige Minuten lang in seiner irrtümlichen Schönheit sonnen. (…) Ein „tolles und bekanntes Stück“, sagt Vielsack – „nur so kennt man es nicht“. (…) Regisseurin Uta Kindermann ein Text-Mosaik aus verschiedenen Shakespeare-Dramen und anderen literarischen Assoziationen erstellt, und vor allem haben die beiden die Sprecherrollen auf der Bühne mit Liedern aufgelockert.
Elf Chansons aus den 20er Jahren (…) „Wochenend und Sonnenschein“ für die Fahrrad-Exkursion eines Liebespaars, die Liebeslieder, die Eva-Maria Damasko als Kobold singt und ein schöner, armer Gigolo auf Jan Westphals Körperästhetik. „In einer kleinen Konditorei“ wiederum kann glaubwürdig nur der Berg von einem Mann namens Patrick Twinem sein, im Stück kulinarisch fett eingerollt in die witzige Verdrehung seiner Rolle als begehrte Helena. (…) Uta Kindermann, die nach ihrem Studium an der Frankfurter Hochschule für Darstellende Kunst in Rostock Theater gemacht hat, ließ sich als Regisseurin gern vom musikalischen Konzept des Sonnenberger Sommernachtstraums überzeugen (…) Ihr Lieblingslied? „Sag‘s heute und sag‘s morgen“, a capella gesungen von einem einfühlsamen Nick Benjamin, der mit seiner Wärme das Publikum umarmen kann, gerät Kindermann ins Schwärmen. (…)Vielsack geht vor dem Musiker am Klavier, Michael Bibo, auf die Knie – „der beste Musiker im Impro-Bereich“ – , weshalb er just mit ihm auch eine Eselei-Liebesszene spielen wollte.
(…) Als Ute Kindermann kam, dachte Wolfgang Vielsack „was für eine Perle!“ und vertraute ihr den „Sommernachtstraum“ gern an. Für sie „ein schönes Gefühl, (…) ich wünsche mir, dass wir es uns leisten können, auf Musik nicht zu verzichten.“ Den Luxus hat sie gerade inszeniert:

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