Wiesbadener Kurier am 7. März 2016 von Christina Oxford
PREMIERE von Baron Münchhausen im kuenstlerhaus43
Unstrittig, dass in der Politik mitunter gelogen wird (…) Baron Münchhausen (…) als Spitzenkandidat (…) ist auf Stimmenfang, er verspricht „Nichts als die Wahrheit“ – und lügt im Wahllokal (…) natürlich doch nur das Blaue vom Himmel herunter. Wolfgang Vielsack gibt den Baron bei der Uraufführung des „Baron Münchhausen“ mit ausgesprochener Spielfreude. Seine Augen funkeln im Wettstreit mit dem leuchtend blauen Anzug, wenn er von seinen angeblichen erlebten hanebüchenen Abenteuern erzählt und nach Herzenslust schwadroniert. Über alles und nichts, über all das, was ihm Uta Kindermann (Text und Inszenierung) so in den Mund geschrieben hat. (…) Hinreißend seine von Rebecca Glockner verkörperte Wahlhelferin Katharina Kleine. In bester amerikanischer Wahlkampfmanier stimmt sie das Theaterpublikum auf das Eintreffen des Hoffnungsträgers der „Sag die Wahrheit“-Partei – SDW (…) nicht weniger hinreißend gibt Glockner die junge Geliebte, die herzzerreißend schluchzen kann, wenn (…) Hieronymus, sich entgegen aller Versprechen doch nicht von Ehefrau Hedwig trennt. (…) Unstrittig, dass das Stück die Gäste im ausverkauften kuenstlerhaus43 mit etlichen schrägen Einfällen gut unterhielt. (…) „Sie haben sich wieder irgendwo verloren, Herr Baron“, musste Wahlhelferin Katharina den Kandidaten auf den Boden der (…) Realität im Wahllokal zurückholen. Weg von Jagdhunden und fliegendem Speck, weg von der Reminiszenz an den Kanonenkugelflug gegen die Berliner Mauer und das dabei erlittene Schleudertrauma, weg von der Erinnerung an Katharina die Große und an Duelle mit Puschkin und Casanova… (…)
Drei weitere Vorstellungen der Lügenkomödie stehen auf dem Spielplan des kuenstlerhaus43 und damit drei weitere Reisen auf den Mond, der von Käsegerüchen, Käseduellen und Käsekriegen handelt, und von dem „Kopf der Mondfrau“ (Susanne Müller) auf den Plan rufen wird.