20 Jahre Theater kuenstlerhaus43
5. Dezember 2025 | 20:00 - 23:00

Theaterparty zum Jubiläum-
Geburtstag oder Trauerfeier ?
Süße Erinnerung an 20 Jahre mit bitterem Beigeschmack
Die Zeit vergeht im Theater bekanntlich viel zu schnell. Diese Erfahrung mussten auch wir machen,
Susanne Müller und Wolfgang Vielsack, als wir vor 20 Jahren unser Theater kuenstlerhaus43 in der
Oberen Webergasse aus der Wiege hoben.
Aus der Enge ins Gedränge
Spielort war ein altes Arbeiterhaus, das Ambiente stilvoll, vom Zahn der Zeit angenagt, doch immer
bereit, seine Geschichten zu erzählen. Schon im ersten Jahr litt das Theater unter Platzmangel. Der
Zuschauerraum fasste vielleicht 40 Zuschauer und die Bühne war so groß wie zwei knapp bemessene
Parklücken. Alles änderte sich 2006 zur Premiere von „Romeo und Julia im Bergkirchenviertel“.
Wir fanden gemeinsam eine Lösung, den Aktionsradius für Ensemble und Publikum zu erweitern. Es
erwuchs die Idee, Haus sowie Hof und Webergasse zum Spielort zu machen. So ergaben sich impulsive
Dynamik, zwischenmenschliche Interaktion und das unvergleichliche Gefühl, Teil einer Inszenierung zu
sein.
Vom Arbeiterhaus ins Palasthotel
Seit 2021 werden Frühstückssäle und Wintergarten des ehemaligen Palasthotels genutzt. Das
kuenstlerhaus43 belebt die Räume mit modernem Theater in historischer Bausubstanz. Direkt am
Westeingang auf dem immergrünen Kunstrasen wird das Publikum begrüßt. Über 150
Theateraufführungen (Eigenproduktionen & Gastspiele), Konzerte, Ausstellungen, Kleinkunstabende
und Workshops finden jährlich statt. Einmal im Monat ist Poetry Slam, derzeit die populärste
Veranstaltung in Wiesbaden, was den Wettbewerb der Worte angeht. Wenn man über das
kuenstlerhaus43 spricht, dann über das größte Mehrspartenhaus in der Freien Szene. Auch die soziale
Komponente ist Teil des Spielplans: Theater für Senioren mit anschließendem Kaffeekränzchen,
Aktionen für die Tafel und Clowndoktoring.
Das Theater kuenstlerhaus43 im Palasthotel gleicht einem kreativen Netzwerk. Wir legen Wert auf
produktive Zusammenarbeit mit anderen freien Theatern, regionalen Künstler*innen und
Schauspielschulen. Das Bestreben aller Mitwirkenden ist qualitativ hochwertiges Theater,
zeitgenössisch, interaktiv inszeniert.
Vom Palasthotel auf die Straße
Ein unfreiwilliges Drama oder auch eine tragische Komödie spielt sich seit Jahren um unsere
Spielstätte „kuenstlerhaus43“ ab. Nach dem Tod des Mäzens und Mitbegründers Reinhard Faust
wurden die Karten der Immobilie „Webergasse“ neu gemischt und vergeben. Weder der
Immobilienerwerb noch die Umsetzung von (Um)bauanträgen wurden seitens der Landeshauptstadt
(derzeitige Kooperation) realisiert. Die Suche nach einer alternativen Spielstätte scheitert entweder an
Finanzierung oder Eignung der Liegenschaft. Dieser andauernde Kampf um Daseinsberechtigung,
diese Zerreißprobe mit einer ungewissen Zukunft vor Augen, zehrt an unseren Nerven. Dabei prägt
unser freies Theater seit 20 Jahren die Kulturlandschaft der Region. Ist es dann nicht längst eine feste
Institution?
Von der Nussschale zur Burg
Das kuenstlerhaus43 zeichnet sich auch seit 13 Jahren für die Sommerfestspiele Wiesbaden
verantwortlich. Als sie am 29. Juli 2014 auf Burg Sonnenberg ihre Premiere mit Goldonis „Diener
zweier Herren“ feiern wollten, fiel diese buchstäblich ins Wasser. Susanne Müller und Wolfgang
Vielsack erinnern sich: „Sonnenberg wurde überschwemmt und Sandsäcke zu Barrikaden.“ Letzten
Endes wurde im Kaisersaal gespielt. Die Feuertaufe der Sommerfestspiele Wiesbaden war also
eigentlich eine Wasserprobe.
Ein regionales Ensemble, Lokalkolorit, teilweise selbstgeschriebene Fassungen und jedes Jahr Live-
Musik haben die Festspiele weit über den Rheingau hinaus bekannt gemacht.
Unvergessliche Events für die City
Interaktive Theaterkonzepte, die den Theaterraum verlassen und die Innenstadt beleben, sind durch
das kuenstlerhaus43 ein wichtiger Bestandteil Wiesbadens geworden. Giacomo Casanova und Graf
Dracul geistern noch heute durch das Hotel Schwarzer Bock. Auch der Krimiklassiker „Rien de va Plusim
Historischen Fünfeck“ zur Bewerbung Wiesbadens zum Weltkulturerbe des Historismus schrieb
Theatergeschichte. Aktuell im Gedächtnis der Kurstadt verankert ist die diesjährige
„Feuerzangenbowle im historischen Fünfeck“. Hotel Schwarzer Bock, Justizministerium und
Palasthotel wurden zum Spielort für den Filmklassiker, Fahrt mit der THermine inklusive.
Traumfabrik feiert 20jähriges Jubiläum
Am 5. Dezember findet im Palasthotel die Jubiläumsfeier statt: 2 Jahrzehnte voller (Dinner)Theater,
Musik, Lesungen, Sommerfestspiele… Zeit für Erinnerung und Begegnung, alte Weggefährten treffen
das aktuelle Ensemble, viele Gäste und Überraschungen sind geplant.
Was wünscht sich eine 20jährige Theaterdame wie das kuenstlerhaus43?
Fortbestand. Einen Vorhang, der hochgeht, lachende Menschen, viel Applaus und das, was nie
verloren gehen darf: Kultur.
„Ich bin froh, dass so tolle Kolleginnen und Kollegen für uns arbeiten, vor und hinter der Bühne. Ich
könnte sie alle umarmen“, sagt Wolfgang Vielsack zu Susanne Müller über seine Mitarbeitenden und
sein Ensemble.
Kuenstlerhaus: Vielleicht ist es nach 20 Jahren Zeit, auch an die Künstler zu denken und nicht nur an
die Immobilie.
Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten.
