9.November 2013 Wiesbadener Kurier von Anja Baumgart-Pietsch
Die Dialoge nehmen sich ähnlich absurd aus, wie die von Samuel Beckett […] aber irgendwie sind Martin und Oliver doch menschlichere Figuren, die den Zuschauern gar nicht so unnahbar erscheinen. Auch wenn sie wirklich nicht so genau wissen, worauf sie warten, was sie erhoffen und welche Bedürfnisse es denn sind, die sie gerne erfüllt sähen. Auf die kleine, intime Bühne […] passt „Warten auf Gotôd“ ausgezeichnet, denn hier ist ja das ganze Haus der Spielort, die Zuschauer bilden eine Art lebende Kulisse und sogar die Geräusche der Straße, Hupen, Musik, Stimmen der Passanten, wirken wie abgestimmt auf das merkwürdige Geschehen. […] Man konzipierte die Welturaufführung des Autors „Michael P. Goldmann“ – Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind durchaus beabsichtigt. […] Die Schauspieler Wolfgang Vielsack und Patrick Twinem loten […] das ganze Gefühlsspektrum von quälend begriffsstutzig bis erleichternd komisch aus. […] Die Bühne dehnt sich durch das ganze Haus, wo Axel Ghane Basiri in der Rolle des „Samuel“ wortlos die Karten überreicht und Ariane Klüpfel in ihrer weibliche Power-Rolle „Abigail“, die Männer für ihre Zwecke nutzt.
Die Regisseurin Christa Leiffheidt beschreitet hier den schmalen Grat zwischen Ernst und Ironie, führt die Figuren aber nicht vor, sondern lässt sie agieren. Da macht die Aufführung zu einem wirklich außergewöhnlichen
Abend, wie man ihn in der Oberen Webergasse 43 gewohnt ist.